Wie Museen NFTs in ihre Sammlung aufnehmen – ohne eigene Wallet: Das MoMA-Beispiel und was das für deine Kunst bedeutet

Dezember 2025 – Das Museum of Modern Art (MoMA) in New York hat kürzlich Geschichte geschrieben: Acht ikonische CryptoPunks und acht Chromie Squiggles wurden in die permanente Sammlung aufgenommen. Diese Werke erhielten offizielle Accession-Nummern wie 423.2025 bis 430.2025 und werden nun im Department für Media and Performance präsentiert – neben Video-Art, Performance und anderen digitalen Experimenten.

Viele in der NFT-Community fragten sofort: „Wo ist die Wallet-Adresse des MoMA? Warum wurden die NFTs nicht on-chain transferiert?“ Die Antwort überrascht auf den ersten Blick, ist aber der aktuelle Standard, wie traditionelle Museen mit Blockchain-Kunst umgehen.

Der Irrtum: NFTs müssen nicht immer transferiert werden

Viele denken, dass ein NFT nur dann „wirklich“ einem Museum gehört, wenn der Token in eine museumseigene Wallet geschickt wird. Bei physischer Kunst ist das logisch – das Gemälde hängt an der Wand oder lagert im Depot. Bei NFTs scheint der on-chain-Transfer der natürliche Schritt zu sein.

Doch beim MoMA (und bei vielen anderen Institutionen wie LACMA oder Centre Pompidou) passierte genau das nicht. Die CryptoPunks und Squiggles bleiben in den Wallets der Spender. Es gab keine Transfers zu einer MoMA-Wallet – und das MoMA hat offenbar gar keine eigene Ethereum-Wallet für solche Akquisitionen.

Warum funktioniert das trotzdem?

Der „Besitz“ wird hier rechtlich und kuratorisch definiert, nicht primär on-chain:

•  Bindende Schenkungsverträge → Jeder Spender (darunter Larva Labs-Gründer, Cozomo de’ Medici, Ryan Zurrer und andere) hat einen formellen Donation-Vertrag mit dem MoMA unterschrieben. Darin verzichten sie unwiderruflich auf das Eigentum und übertragen es dem Museum. Solche Verträge sind steuerlich relevant (Spenden sind in den USA absetzbar) und enthalten Klauseln, die einen Weiterverkauf verbieten oder rechtlich unmöglich machen.

•  Institutionelle Anerkennung → Das MoMA vergibt Accession-Nummern, dokumentiert die Provenienz (die ja on-chain unveränderlich ist) und integriert die Werke in seine Sammlungsdatenbank. Die Werke sind online auf der MoMA-Website einsehbar – sie gelten als Teil der permanenten Sammlung.

•  Praktische Gründe für keinen Transfer → Museen vermeiden oft eigene Crypto-Wallets aus Sicherheits-, Regulierungs- und Haftungsgründen. Ein Transfer könnte Steuern auslösen, die Provenienz komplizieren oder das Museum in rechtliche Grauzonen bringen. Stattdessen reicht die rechtliche Vereinbarung plus die transparente Blockchain-Historie als Nachweis.

Theoretisch könnte ein Spender den NFT technisch weiterverkaufen – aber das wäre ein massiver Vertragsbruch, würde den Ruf zerstören und das MoMA könnte klagen. In der Praxis passiert das nicht.

Dieses Modell ist vergleichbar mit konzeptioneller Kunst oder Performance-Art: Der „Besitz“ ist nicht immer physisch greifbar, sondern kuratorisch und dokumentarisch.

Was bedeutet das für deine eigene Kunst?

Wenn du als Künstler*in deine NFTs eines Tages in ein Museum bringen möchtest, musst du nicht warten, bis das Museum eine eigene Wallet einrichtet. Der Weg führt über:

•  Kontaktaufnahme mit Kuratoren (z. B. im Bereich Media/Performance/Digital Art).

•  Koordinierte Schenkung mit klaren rechtlichen Vereinbarungen.

•  Fokus auf kulturellen Wert, nicht nur auf Marktwert.

Viele Museen sind offen für digitale Kunst, aber sie bewegen sich vorsichtig. Das MoMA-Beispiel zeigt: Institutionelle Anerkennung ist möglich, ohne dass alles on-chain „perfekt“ sein muss. Die Blockchain dient als unveränderlicher Provenienz-Nachweis, während der rechtliche Transfer off-chain erfolgt.

Für aufstrebende Künstler*innen ist das ermutigend: Deine Werke können Teil der Kunstgeschichte werden, auch wenn sie zunächst in deiner oder einer Sammler-Wallet bleiben. Wichtig ist die Dokumentation, die Community und der Dialog mit Institutionen.

Das MoMA hat mit dieser Akquise bewiesen, dass NFT-Kunst nicht nur Spekulation ist, sondern kulturelles Erbe. Vielleicht ist dein Werk das nächste, das eine Accession-Nummer bekommt.

Hast du Fragen zu NFT-Schenkungen oder möchtest Tipps, wie du Museen ansprichst? Schreib mir in den Kommentaren!

(Quellen: Offizielle Ankündigungen des MoMA, CryptoPunks-Team und Berichte aus Dezember 2025)

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