André Wagner (*1980, Burgstädt) versteht Fotografie als ein Forschungsfeld, in dem Wahrnehmung, Zeit und Raum einander durchdringen. Seine ersten Experimente fanden an grauen Brandmauern statt: Als Jugendlicher prägten Graffiti-Entwürfe sein Gespür für Rhythmus, Textur und urbane Typografie. Eine klassische Fotografenausbildung (1999 – 2001) erweiterte diesen visuellen Instinkt um handwerkliche Präzision und materialtechnisches Wissen; seit 2002 arbeitet Wagner als freischaffender Fotokünstler in Potsdam.

Seine Projekte untersuchen, wie Bilder das Verhältnis von Dauer und Vergänglichkeit reflektieren können. Mittelformatkamera, Langzeitbelichtung und Infrarotverfahren sind für ihn nicht bloß technische Mittel, sondern epistemische Werkzeuge: Sie eröffnen Zugänge zu jenem „unsichtbaren Spektrum“, in dem kulturelle Erinnerung und natürliche Prozesse aufeinandertreffen. Parallel entwickelt Wagner digitale Editionen als ERC-1155-NFTs – nicht als Selbstzweck, sondern als Diskurs über Authentizität und Provenienz in einer vernetzten Gegenwart.

Wagners künstlerische Forschung bleibt intermedial: Großformatige Prints, architekturbezogene Installationen und Blockchain-basierte Zertifikate bilden ein zusammenhängendes Ökosystem, das Fragen nach Original, Kopie und Aura neu stellt. Seine theoretische Basis speist sich aus philosophischen Ansätzen zur Phänomenologie des Sehens ebenso wie aus stoischem Denken über Vergänglichkeit und Selbstdisziplin.

André Wagner lebt und arbeitet in Potsdam bei Berlin, wo er kontinuierlich an neuen Werkzyklen arbeitet, die das Spannungsfeld von Naturwahrnehmung, medialer Vermittlung und technologischer Innovation ausloten.

Schwarz-Weiß-Porträt eines Mannes in formeller Kleidung, schaut nach oben links, mit dunklem Hintergrund.